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1. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 39

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
39 diese wichtige Angelegenheit zu beherzigen, durch Entfernung unwrdiger Geistlichen, Abwehrung leichtsinniger oder unwissender Kandidaten und Verbesserung der theologischen Vorbereitungsanstalten die Wrde des geist-liehen Standes wiederherzustellen, auch durch eine angemessene Einrichtung der Pfarrabgaben und durch Vorsorge fr anstndige Feierlichkeit des ueren Gottesdienstes die Anhnglichkeit an die kirchlichen Anstalten zu befrdern. 9. Hm ineisten aber hierbei, wie im ganzen, ist von der Erziehung und dem Unterrichte der Iugend zu erwarten. Wird durch eine auf die innere Natur des Menschen gegrndete Methode jede Geisteskraft von innen heraus entwickelt und jedes Lebensprinzip angereizt und genhrt, alle einseitige Bildung vermieden, und werden die bisher oft mit schlechter Gleichgltigkeit vernachlssigten Triebe, auf denen die Kraft und Wrde des Menschen beruht, Liebe zu Gott, König und Vaterland, sorgfltig gepflegt, so knnen wir hoffen, ein physisch und moralisch krftiges Geschlecht aufwachsen und eine bessere Zukunft sich erffnen zu sehen . . . 29. Stein der Selbstverwaltung. Inmeier, Die Reform d. Verwaltungsorganisation und. Stein U.hardenberg. Leipzig188i. In die aus besoldeten Beamten bestehenden Landeskollegia drngt sich leicht und gewhnlich ein Mietlingsgeist ein, ein Leben in Formen und Dienstnachweisen, eine Unkunde des Bezirks, den man verwaltet, eine Gleichgltigkeit, oft eine lcherliche Abneigung gegen denselben, eine Furcht vor Vernderungen und Neuerungen, die die Arbeit vermehren, womit die besseren Mitglieder berladen sind, und der die geringhaltigeren sich entziehen. Ist der (Eigentmer von aller Teilnahme an der provinzialverwaltung ausgeschlossen, so bleibt das Band, das ihn an sein Vaterland bindet, un-benutzt; die Kenntnisse, welche ihm seine Verhltnisse zu seinen Gtern und Mitbrgern verschaffen, unfruchtbar; seine Wnsche um Verbesserungen, die er einsieht, um Abstellung von Mibruchen, die ihn drcken, verhalten oder werden unterdrckt; und seine Mue und Krfte, die er dem Staate unter gewissen Bestimmungen gern widmen wrde, werden auf Gensse aller Art verwandt oder in Miggang aufgerieben. (Es ist wirklich ungereimt zu sehen, da der Besitzer eines Grundeigen' tu ms ober andern (Eigentums von mehreren Tonnen Goldes eines Einflusses auf die Angelegenheiten feiner Provinz beraubt ist, die ein fremder, des Landes unkundiger, durch nichts mit ihm in Verbindung stehender Beamter unbenutzt besitzt. Man ttet also, indem man den Eigentmer von aller Teilnahme an der Verwaltung entfernt, den Gemeingeist und den Geist der Monarchie, man nhrt den Unwillen gegen die Regierung, man vervielfltigt die Beamtenstellen und verteuert die Kosten der Verwaltung, weil man nun die (Behlter den Bedrfnissen und dem

2. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. I

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts fr hhere Lehranstalten fr beide Geschlechter Georg-Eckert-fnstftut fr internationale Schulbuchforschtting Br&unf.ciiv/eig Schulbuchtmbtiothek von lv. Gall und Dr. T. Mller Direktor der hheren Mdchenschul Direktor der hheren Mdchenschule in Hamm in Soest Frankfurt am Main und Verlin. Verlag von Moritz viesterroeg. 1909.

3. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. III

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Vorwort. Die Anregung zur Abfassung des vorliegenden Lesebuchs zur Geschichte des 19. Jahrhunderts" verdanken die Verfasser den neuen Lehrplnen fr hhere Mdchenschulen. Darin wird fr Rlme^als Stoff vorgeschrieben: Die franzsische Revolution.^Die Geschichte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, mit besonderer Hervorhebung der Umgestaltung Preuens und der Wirtschaft-lichen und politischen Einheitsbestrebungen vor 1871. Belehrungen der die Zustnde der Gegenwart in Verwaltung und Ordnung von Staat und Gemeinde, sowie der die sozialen und wirtschaftlichen Verhltnisse und das Geistes- leben der Gegenwart. Fr diese nachdrckliche Betonung der Bedeutung des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart schien uns ein geschichtliches Lehrbuch und das Wenige, was das Lehrbuch bietet, keineswegs ausreichend zu sein. Das gleiche gilt fr den Plan, der dem Geschichtsunterricht ^von^Rlasse 1, im Lyzeum und der Studienanstalt zugrunde gelegt ist. Das Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts" will also den historischen Gang der Entwicklung jener Periode verfolgen. Die Verfasser sind sich, wenn sie fr einen einzelnen Zeitraum dem Fachlehrer und den Schlern ein besonderes Buch zur Verfgung stellen, durchaus der Bedeutung des vorigen Jahrhunderts fr unsere Gegenwart bewut. Der Umstand, da sie in demselben die Periode sehen, die in ganz besonderer Weise die Grundlagen fr die Gegenwart geschaffen und vorbereitet hat, lt ihnen das 19. Jahrhundert wichtig genug fr ein solches Buch erscheinen. Dieser Umstand rechtfertigt es auch, da dies Buch auerhalb jedes Schulgefchichtslehrbuches erscheint. (Es will allen gleichmig als Ergnzung und zur Vertiefung dienen, da ja kein Lehrbuch und kein deutsches Lese--buch diese starke, notwendige Rcksichtnahme aufweisen kann. Blit diesen Bemerkungen ist dem Buch seine Stellung in der Schule angewiesen oder sagen wir besser in den Schulen, da in allen hheren Schulen (auch den Lehrerseminaren) das Interesse fr das 19. Jahrhundert berall das gleich starke ist. (Es kam uns nicht darauf an, ein neues Quellenlesebuch zu der groen Zahl der vorhandenen zu schaffen, sondern wir wollten, wenn auch Quellen-stcke vereinzelt aufgenommen sind, zeigen, wie die Zeit des 19. Jahrhunderts mit seiner in jeder Beziehung berreichen Entwicklung sich einerseits in der Auffassung bedeutender Historiker, andrerseits in der von

4. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 42

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
42 getroffen werden, die alle andern gewinnen. Die Eximierten sind in Beziehung auf Landesverteidigung jetzt als nicht existierend zu betrachten; ihre diesflligen Wnsche haben daher keinen Wert, und jede andere Rcksicht scheint uns weichen zu mssen, sobald von der Vaterlandsverteidigung die Hede ist . . . v. Scharnhorst. Schn. Gr. v. Lottum. v. Boguslawski. v. Massenbach. Hibbentrop. v. Botjen. 3v Preuisches Edikt, den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums, sowie die persn-lichen Verhltnisse der Landbewohner betr. *807.) pertz, a. a. (D. Berlin 1850. mir, Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen usw. Tun kund und fgen hiermit zu wissen. Nach eingetretenem Frieden hat Uns die Vorsorge fr den gesunkenen Wohlstand Unserer getreuen Untertanen dessen baldigste Wiederherstellung und mglichste (Erhhung vor allem beschftigt. Wir haben hierbei erwogen, da es bei der allgemeinen Hot die Uns zu Gebote stehenden Mittel bersteige, jedem einzelnen Hilfe zu verschaffen, ohne da es ebensowohl den unerllichen Forderungen der Gerechtigkeit, als den Grundstzen einer wohlgeordneten Staatsroirtfchaft gem sei alles zu entfernen, was den einzelnen bisher hinderte, den Wohlstand zu erlangen, den er nach dem Ma seiner Krfte zu erreichen fhig war. Wir haben ferner erwogen, da die vorhandenen Beschrnkungen teils in Besitz und Genu des Grundeigentums, teils in den persnlichen Verhltnissen des Landarbeiters Unserer wohlwollenden Absicht vorzglich entgegenwirken und der Wiederherstellung der Kultur eine groe Kraft feiner Ttigkeit entziehe, jene, indem sie auf den Wert des Grundeigentums und den Kredit des Grundbesitzers einen hchst schdlichen (Einflu haben; diese, indem sie den Wert der arbeitet verringern. Wir wollen daher beides auf diejenigen Schranken zurckfhren, welche das gemeinsame Wohl ntig macht, und verordnen daher folgendes: 1. Freiheit des Gterverkehrs. Jeder (Einwohner Unserer Staaten ist ohne alle (Einschrnkung in Beziehung aus den Staat zum eigentmlichen und pfandbesitz unbeweglicher Grundstcke aller Art berechtigt; der (Edelmann also zum Besitz nicht blo adeliger, sondern auch unadeliger, brgerlicher und buerlicher Gter aller Hrt, und der Brger und Bauer zum Besitz nicht blo, brgerlicher, buerlicher und unadeliger, sondern auch adeliger Grundstcke, ohne da der eine oder der andere zu irgendeinem Gtererwerb einer besonderen (Erlaubnis bedarf, wenngleich, nach wie vor, jede Besitzvernderung den Behrden angezeigt werden mu. Rlle Vorzge, welche bei Gtererbschaften der adelige vor dem brgerlichen (Erben hatte, und die bisher durch den

5. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 44

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
44 roilligung zu geben; auch berhaupt die gemeinen Lasten und Leistungen zu regulieren. 110. Die Stadtverordneten sind berechtigt, alle diese Angelegenheiten ohne Rcksprache mit der Gemeine abzumachen, es mgen solche nach den bestehenden Gesetzen, bei den Korporationen von der Zustimmung der Mehrheit der Mitglieder oder jedes einzelnen Mitglieds abhngen. Sie bedrfen dazu weder einer besonderen Instruktion oder Vollmacht der Brgerschaft, noch sind sie verpflichtet, derselben der ihre Beschlsse Rechenschaft zu geben. Das Gesetz und ihre Wahl sind ihre Vollmacht, ihre berzeugung und ihre Ansicht vom gemeinen Besten der Stadt ihre Instruktion, ihr Gewissen aber die Behrde, der sie deshalb Rechenschaft zu geben haben. Sie sind im vollsten Sinne Vertreter der ganzen Brgerschaft, mithin so wenig Vertreter des einzelnen Bezirks, der sie gewhlt hat, noch einer Korporation, Zunft usw., zu der sie zufllig gehren. 114. Alle Stadtverordnetenstellen mssen unentgeltlich verwaltet werden, und es wird jede Remuneration einzelner Stadtverordneten um so mehr ausdrcklich untersagt, als die Annahme solcher Remunerationen ohnehin schon Mangel an Gemeinsinn verraten wrde. Auch Sportein und Immunitten jeder Art sind unzulssig. Nur bare Auslagen drfen erstattet werden. 115. Jeder Stadtverordnete wird dagegen durch das vertrauen, welches die Brgerschaft vermge der auf ihn gefallenen Wahl ihm bezeigt, in einem hohen Grade geehrt und hat daher unter seinen Mitbrgern auf eine vorzgliche ffentliche Achtung Anspruch. 33. Das Wext des Freiherrn von Stein. Rus der Rede des Brgermeisters Dr. Reicks zu Berlin bei der Iahrhundertfeier der Stdteordnung, gehalten vor S. Itt. d. Kaiser. Mit Bewunderung und in Dankgefhl lenken wir heute die Blicke zurck auf den Mann, ohne dessen Wirken wir uns die (Entwicke-Iung unseres deutschen Vaterlandes gar nicht mehr zu denken vermgen, ohne dessen geistige Tatkraft namentlich die deutschen Städte nicht das geworden wren, als was sie heute vor aller toelt dastehen: die mchtigsten Pfeiler eines mchtigen und gefunden Staates. (Es ist nichts bertriebenes in diesem Ausdruck: Man braucht nur zu versuchen, sich die Städte in ihrer jetzigen Gestalt wegzudenken aus dem Bilde unseres Vaterlandes wie tief mte der stolze Bau zusammenschrumpfen. Und wenn er nichts anderes geleistet htte schon allein deswegen, weil er den Grund zu solchen Pfeilern legte, weil er im wahrsten Sinne des Wortes unser geistiger Stdteerbauer gewesen ist, drfen wir mit Recht den Freiherrn Karl vom Stein einen groen Mann nennen. Ich sage mit Recht. Denn ich glaube: die Nachwelt ist es, der die Rolle zufllt, diesen Titel zu vergeben. Wer htte den Mut, einen unter uns als einen groen Mann zu bezeichnen, ohne Widerspruch befrchten zu mssen? (Es verschlgt daher

6. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 45

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
45 auch nicht viel, wenn Zeitgenossen ihm den Titel versagten, wenn zum Beispiel ein keineswegs Geringer, Alexander von Humboldt, von ihm sagte: Stein war ein Mann der raschen Tat, mchtig von Willenskraft, voll Scharfblick im einzelnen, meist wie durch Inspiration kein groer mann, aber oft groß im handeln." Er stand ihm wohl noch zu nahe. (Es wre ja auch andernfalls kaum zu erklären, da die beiden geistigen Fhrer der Nation, Goethe und Stein, als sie sich im September 1807 in Weimar trafen, sozusagen stumm aneinander? vorbergingen. Stein mar auf feiner Durchreise vom Herzog Karl Hugust in den Gemchern der Herzogin in engem Kreise zu Tee und Souper geladen, auch Goethe war zugegen. Hb er Stein erwhnt Goethe in dem Briefe, darin er seiner Frau der den (Empfang berichtet, berhaupt nicht, und Goethe begngt sich mit der Notiz, anwesend gewesen sei: Der Minister vom Stein, der nach Preußen zurckgeht." Sie sind dann spter noch einmal am Rhein und in Kln zusammengewesen. Hb er (Ernst Moritz Arndt, der dabei war, berichtet auch hiervon: Wunderbar gingen die beiden deutschen Groen hier nebeneinander her, wie mit einer gegenseitigen (Ehrfurcht... mit einem zarten noli me tangere. Nimmer habe ich Steins Rede in Gesellschaft stiller tnen gehrt." Und er erzhlt noch sehr hbsch, da Stein, als sie zusammen den Klner Dom besahen, auf Goethe weisend, der nicht weit von ihm stand, sagte: Lieben Kinder, still, still, nur nichts politisches! Das mag er nicht, tir knnen ihn da freilich nicht loben, aber er ist doch zu groß." Da im allgemeinen auch zu seinen Lebzeiten das Urteil herrschend war, welches in Stein den groen Mann und den Retter des Vaterlandes aus der tiefsten Not sah, lt sich hundertfach belegen. Des Guten Grundstein. Des Bsen Eckstein. Der Deutschen Edelstein" haben ihn schon seine Mitlebenden genannt, und es will uns ganz wohl damit stimmen, wenn bereits im Jahre 1789, als die Xdelt von Stein noch wenig wute, Goethes frstlicher Gnner, Herzog Karl Hugust, gesagt hat: das Beste, was er in Berlin getroffen, fei Stein gewesen. Und wenn wir hren, da Savigny, als er ihn zum erstenmal gesehen hatte, um das Imponierende, Imperatorische in ihm zu bezeichnen, in die Worte ausbrach: welch ein prchtiges, herrliches Sultansbild habe ich in Stein gesehen," wenn Ernst Moritz Hrndt ihn eine Sturmwindnatur nennt, wenn wir hren, da Grabaus und Graddurch" sein Wahl-spruch gewesen, wenn es von ihm heit: er war in jebem Hugenblice ganz und voll, was er war, er hatte in jebem Hugenblice sein Gert und Waffen immer fertig: die Revolvers, die Umroller und Husroller feines Geistes hatten die Kugeln immer zum Hbbrucf bei der hanb," wenn man ihn als zweiten Hrminius bezeichnen konnte, von Gott geschaffen, der Beweger, Lenker und Begeisterer groer Taten und Siege zu werben," und wenn er schlielich Deutschland politischer Martin Luther genannt wirb, dann erweckt das alles uns das Bilb eines Mannes, der um besroillen so befreienb und mchtig wirkte, weil eine groe und starke Ibee in ihm flammte, eine berzeugung, die oft wetterleuchtenb hervor-

7. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 47

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
47 Herrn keine Rettung als bei Ihnen," so lautet es in dem gleichzeitigen Brief einer hochgestellten Frau aus den hofkreisen an ihn. Nur der Eck- und Grundstein kann uns retten, die Aussicht auf sein Kommen wird die Bsen in Schrecken setzen und die Guten strken," schrieb der Minister Altenstein von ihm. Um die Bahn zu brechen," uerte ein anderer, dazu ist das l der Diplomatie (das zielte auf Hardenberg) zu geschmeidig, es gehrt in die Mischung mehr Essig und auch noch eine etwas strkere und bittere Essenz." Und weiter: Kommt der steinerne Gast nicht, so wird des Frevels so viel werden, da alles zugrunde geht." Selbst Steins intimster Gegner, der Kabinettsrat Beqme, schrieb: Noch grer wurde jetzt das Unglck sein, wenn Herr vom Stein gar nicht kommen sollte, weil ich durchaus niemand kenne, der ihn, wie die Sachen jetzt liegen, ersetzen knnte." Und wie selbst die Mutlosen ihn als einen Starken betrachteten, das geht recht charakteristisch aus einer uerung von Schla-brendorf der ihn hervor, der frchtete, er werde das totschwache Kind, den preuischen Staat, mit Zyklopenhnden anfassen und zerdrcken. Und Stein kam. Hm 1. Oktober 1807 hatte er die erste Unterredung mit dem König. Aber bereits am 24. November 1808 mute ihn dieser auf Napoleons Drngen wieder entlassen. Diese kurze Spanne Zeit von 13 Monaten hat Stein gengt, um den festen Grundstein zu legen, von dem ich sprach, und dieser Grundstein heit: Selbstverwaltung. Zunchst allerdings galt es, fr das Neue freie Bahn zu schaffen. Dazu mute vor allem der letzte morsche Heft der alten Stndegliederung des absoluten Staates beseitigt werden. Nachdem dies durch die Edikte vom 9. und 28. Oktober 1807 geschehen war, welche die Erbuntertnigkeit der Bauern und die Frondienste aufhoben und dem Brger- und Bauern-stnde die Erwerbung von Grundbesitz freigaben, wandte Stein sich sofort an den Hufbau des Neuen. Im Rahmen eines rganifationsplanes fr die smtlichen unteren Behrden erteilte Stein unterm 27. Juni 1808 den amtlichen Huftrag zur Ausarbeitung eines Entwurfs fr die knftige Verfassung der Städte, und schon unterm 19. November 1808 wurde der in beispiellos kurzer Zeit mehrfach umgearbeitete Entwurf der Stdteordnung fr den gesamten Umfang der damaligen Monarchie von König Friedrich Wilhelm Iii. als erstes der von Stein in Hussicht genommenen (Drganifationsgesetze vollzogen. (Es sollte auch das letzte dieser Gesetze sein denn wenige Tage darauf war Stein nicht mehr Minister. Wenn aber berall in diesen Tagen des 19. November die Städte unseres Vaterlandes den hundertsten Geburtstag ihrer Stdteordnung festlich begehen, und wenn sie sich dabei der Teilnahme der Regierung und sogar des Staatsoberhauptes erfreuen drfen, fo sind sie sich bewut, diese Teilnahme fr keine rein husliche Feier zu beanspruchen. Nicht, da die stdtischen Behrden von allerlei drckenden Fesseln staatlicher Hufficht befreit wurden, nicht da der Brgerfchaft Rechte verliehen wurden, die sie bisher nicht besa nicht das gibt uns Hnla zur Feier, sondern der Triumph eines Gedankens, der, zum ersten Male in gefetz-

8. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 2

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
2 heit, des tugendhaften Volkstribuns vorbehalten. Dieser Posten ist ehren-voller als der des Konsuls, und die Natur der Dinge will, da sich Preußen aus demselben behaupte und mit demselben begnge. Wren wir von dieser wichtigen Wahrheit nicht so fest berzeugt, wre die preuische Monarchie nicht wirklich das Palladium der deutschen Freiheit, welchem wir den entscheidendsten Einflu auf das Wohl Europas beimessen, wenn auch nur durch das Beispiel und die tglich zunehmenden Fortschritte, welche die Menschheit in Deutschland macht, was wrde uns dieses Land und seine Verfassung angehen?-- Brger Deutschlands, von welchem Range ihr sein mget, hret einen Fremden, der euch schtzt, weil ihr eine groe, verstndige, erleuchtete Nation bildet, die weniger verdorben als die Mehrheit der andern Völker und durch ihren Charakter ebenso entfernt, als glcklicherweise durch ihre Verfassung unfhig ist, Europa zu unterjochen oder auch zu verheeren: Betrachtet die Standarte Preuens als die Fahne eurer Freiheit, schliet euch an seine Macht an, untersttzt sie, befrdert jeden den Gesetzen der Billigkeit entsprechenden Zuwachs, freuet euch ihrer (Erfolge, verhindert, soviel ihr knnt, da sie nicht auf Irrwege gerate; sie sind ihr tdlich, weil sie keine andere sichere Grundlage als ihre Tchtigkeit hat. Als ein Bewunderer des groen Knigs, dem das Haus Brandenburg mehr als jedem andern seine Macht verdankt, wrde ich ohne Zweifel an diesem schnen, obgleich auf zu zerbrechlichem Grunde errichteten Gebude ein lebhaftes Interesse nehmen, wre es nur das Werk dieses auerordentlichen Mannes. Aber wenn das Glck Deutschlands davon abhngig wre, so wrde ich es unterlassen, euch, mein Vaterland, ganz Europa zu beschwren, die preuische Monarchie zu untersttzen, der Klugheit, dem Wohlwollen Zeit zu lassen, sie zu befestigen und ihre Grundlage zu erweitern. Um die dahin fhrenden Mittel vor Augen zu stellen, sind auf dieses mein Werk so anhaltende und angestrengte Mhen verwendet worden. Die Mittel sind keine andern als: Friede und Freiheit, brgerliche Freiheit aller Untertanen, Gewerbefreiheit, Handelsfreiheit, Religionsfreiheit, Denkfrei-heit, Prefreiheit, Freiheit der Personen und des (Eigentums. Darauf geht die ganze Kunst des Hegierens zurck; darin ruht, wie in einem fruchtbaren Keime, die Wohlfahrt der Reiche. Die preuische Monarchie aber ist nher daran als eine andere, eine so schne (Ernte zu sammeln. 2. Die Wirkungen der franzsischen Revolution in Deutsch- land um V90* Freytag, Bilder aus deutscher Vergangenheit. Iv. B. Leipzig. Die Masse des Volkes im Reich lebte still vor sich hin. Der Bauer tat seine Dienste, der Brger arbeitete. Beiden war es rger gegangen als gerade jetzt; es war kein schlechter Verdienst im Lande. Kam ihnen ein milder Herr, so dienten sie ihm williger; die Stdter hingen an ihrer Stadt, an der Landschaft, deren Mundart sie sprachen; sie hatten hufig l

9. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 49

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
49 eine Verbesserung des Ztraenpflasters, um eine Vergtung fr das Stellen der Stadtuhr handelte. Dazu eine endlose Aufsicht. Zunchst waren die Städte unter die Vormundschaft des Steuerrats gestellt, dieser wieder wurde von der Kammer kontrolliert, die Kammer wieder von dem provinzial-departement, und schlielich mute oft der König selber entscheiden, z. B. einmal sogar darber, ob jemand neben dem Totengrberdienst die Rn= Wartschaft auf die Nachtwchterstelle behalten solle. Welche Umstndlich-feit des geschftlichen Verfahrens und welche Vielschreiberei das ergab, liegt auf der Hand. Hoch schlimmer war es bei den zahlreichen sogenannten Mediatstdten, denn diese standen neben der Staatsaufsicht auch noch unter einer Grundherrfchaft, die meist ihrerseits dann das Recht hatte, den Magistrat zu bestellen, und so unterlag manche Stadt der Patrimonialgerichtsbarkeit eines adeligen Herren. In der Kurmark gab es 41 solcher Ulediatstdte, in Pommern 24, in Westpreuen 31, in Heu-Ostpreuen 40 usw. Erst wenn wir uns dies alles vergegenwrtigen, vermgen wir ganz zu ermessen, toas es bedeutete, wie unerhrt khn und neu es war, wenn ein Stein den bsen Geist dieser Seiten mit dem Glauben an eine Erweckung des Gemeinsinns zu bannen versuchte, und wir beginnen zu begreifen, wie seine Zeitgenossen ihn bisweilen fr einen Umstrzler und Revolutionr halten konnten; er war es auch, aber nur, weil er sah, da diese Städte in den Tagen der Not vllig versagt hatten, und weil er berzeugt war, das Heilmittel in den Hnden zu haben, das allein helfen konnte. Und noch unter einem zweiten Gesichtspunkte haben wir Gelegenheit und Anla, die Bedeutung dieser Tat zu wrdigen. tdie hoch mu uns die Selbstndigkeit eines Mannes stehen, der in jener Zeit beispielloser napoleonischer (Erfolge den tltut hatte, sich von ihrem Scheine nicht blenden zu lassen. tdie nahe htte es gelegen, da er die Gesetze kopierte, die Frankreich zu seinem letzten (Erfolge gefhrt hatten, und unter denen sich gerade die Unterdrckung der Autonomie der Städte befanden! Im Hinblick darauf, da er es nicht tat, durfte sehr schn und treffend Steins liebevollster Biograph, Max Lehmann, sagen: Die Idee der Stdteordnung legt sozusagen Verwahrung ein gegen die Fortdauer des napoleonischen Weltreiches." Zwei grundlegende Gedanken scheinen es mir nun vor allem zu sein, auf denen jene schpferische Wirkung der Stdteordnung beruhte, aus denen die ganze Reform ihre geheimen Krfte sog: der eine mehr negativer, der andere positiver Hrt. Das eine ist der Kampf gegen die Bureau kratie, das andere die Heranziehung des Laienelements, des Brgers" im Gegensatz zum Beamten, zu der Verwaltung. Jenem Kampfe hat Stein in immer erneuten Formen Ausdruck gegeben. Schon bald nach feiner Berufung auf den Ittinisterposten am 8. Dezember 1807 schrieb er an Hardenberg: Ich halte es fr wichtig, die Fesseln zu zerbrechen, durch welche die Bureaukratie den Aufschwung der menschlichen Ttigkeit hemmt . . . jene Anhnglichkeit ans Mechanische zu zerstren, die diese Regierungsform beherrscht." hnlich ist auch in dem (Bali u. Mller, Lesebuch zur Gesch. d. 19. Jahrh. 4

10. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 50

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
50 Organisationsplan vom 23. November 1807 von dem $ormen!ram und Dienstmechanismus" der nur aus besoldeten Beamten bestehenden Kollegien die Rede, der ein Leben in bloen Formen erzeuge, eine Furcht vor ver-nderungen und Neuerungen, die die Arbeit vermehren knnten. Die Befreiung von den Fesseln unntz schwerflliger Formen" bezeichnet die Allerhchste Kabinettsorer, mittels deren der Minister von Schrtter mit der Aufstellung eines Planes zu einer stdtischen Gemeindeverfassung" beauftragt wurde, ausdrcklich als einen der Zwecke der neuen (Einrichtung und auch in dem 3mmediatt>ericht, mit welchem der fertige Entwurf dem König berreicht wurde, heit es, die bisher gebte Aufsicht und Leitung des Gemeinwesens durch die Kammern und Steuerrte mute nach der Natur der Sache in eine formelle, alles lhmende Kontrolle und unfruchtbare, schdliche Schreiberei ausarten". Auch sonst spricht Stein hufig von den schreibseligen, formenreichen Behrden", hlt er es mit Wilhelm von Humboldt fr eine immer anschaulicher werdende Gewiheit, da das bloe Regiereit durch den Staat, da es Geschfte aus Geschfte erzeugt, sich mit der Zeit in sich selbst zerstre, in den Mitteln immer unbestreitbarer, aber in seinen Formen immer hohler, in seiner Beziehung auf die Wirklichkeit, den eigentlichen Bedrfnissen und Gesinnungen des Volkes minder entsprechend werden mu" alles goldene torte, die uns noch heute beherzigenswert erscheinen. tdas aber sollte nach Steins Absicht an die Stelle solcher bureautratischen Aufsicht der Regierung treten ? Ittan kann es kaum schner bezeichnen, als mit den Worten, die wir heute schon einmal hrten, mit denen die an Stein gerichtete Denkschrift feines Mitarbeiters, des Knigsberger Poli-zeidirektors Frey, die die wesentlichste Grundlage der Stdteordnung werden sollte, anhebt: Zutrauen veredelt den Menschen, ewige vor-mundschaft hemmt fein Reifen." Man glaubt den Tischgenossen Kants aus den Worten zu hren. Zutrauen sollte an die Stelle der Bevormundung treten. Zutrauen dazu, da auch ein anderer etwas besser wissen knne, als ein Beamter, Zutrauen dazu, da ein Laie nicht unbedingt alles dumm machen msse, wenn je ein wort zutreffend gewesen ist, so hat dieses wort an den durch die Stdteordnung befreiten Stdten sich bewahrheitet. An ihren Frchten sollt ihr sie erkennen." (Es war ganz in Steins Sinne gesprochen, aber es ist charakteristisch, wie ngstlich seine sonst so bereiten Mitarbeiter einer so neuen, ungewohnten Denkweise gegenberstanden. So hatte der Minister Schrtter zu dem im (Entwrfe stehenden Satze: der Wortfhrer beruft die Versammlungen der Stadtverordneten" am Rande die erschrockene Frage vermerkt: Doch nicht ohne vorwissen und Auftrag der vorgesetzten Behrden ?" und dazu-gefgt: Ich bitte diese Stelle ja gehrig zu beleuchten". So war ganz gegen Steins und Freys Wunsch bei Gelegenheit der Umarbeitung in den Entwurf die Bestimmung aufgenommen worden, da, sobald Grundstcke erworben oder veruert, Kapitalien gekndigt oder aufgenommen wrden, der Magistrat die Zustimmung der Aufsichtsbehrden einholen solle. Als Frey dies las, schrieb er: Ich war aus dem liberalen System, welches das
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